 | Ein Fall von Love-Scam: Auszug aus "Jessica und die Odenwaldbande, 1. Buch Fortsetzung Seite 5 |  | | Martina nahm ihr Smartphone zur Hand und suchte nach der Datei. Dann hielt sie das Smartphone Jessica hin, als das Video abgespielt wurde.
Im Detail war zu erkennen, dass ein Mann masturbierte und recht schnell zum Samenerguss kam. Dann war das Video zu Ende. Das Gesicht des Mannes
war auf diesem Video nicht zu erkennen.
„O.K.“, begann Jessica wieder die Unterhaltung, „so also funktioniert Cybersex. Und wie kamst Du dann an die Bilder, die Du mir vor ein paar
Minuten gezeigt hast?“ fragte sie nach. Noch ehe Martina antworten konnte, gab Jessica die Antwort selbst: „Lass mich raten, ihr habt das Spiel
auch umgekehrt gespielt.“ Martina errötete erneut. „Exakt“ antwortete sie, „und nicht nur einmal. Aber meine Videos möchte ich für mich behalten“, ergänze sie.
Jessica nickte. „Kann ich gut verstehen“ antwortete sie.
„Ich habe die Zeit genossen“, fuhr Martina fort. Er hat mir wegen meines Körpers die tollsten Komplimente gemacht und irgendwann habe ich ihm
gestanden, dass ich wegen meines Alters geschwindelt hatte. Das sehe man mir gar nicht an, hat er mir geantwortet und das machte mich noch
glücklicher. Mit einem Mal wurde er aktiver. Er fragte mich, ob ich mir zutrauen könnte, jedes Mal andere Bilder zu schicken, damit es nicht so
langweilig werden würde.
Ich habe mir deswegen sogar ein Stativ gekauft, um Bilder von mir zu machen, die er sich gewünscht hatte. Mal im Bad, mal im Schlafzimmer,
mal in der Küche, halt jedes Mal eine andere Situation. Und jedes Mal hat er mir danach ein neues Video geschickt und mir geschrieben, wie
scharf ich sei und dass er immer sehr schnell komme. Je öfter das passierte, da kam in mir der Wunsch hoch, doch wirklichen Sex mit ihm zu
haben.
Aber da war noch die Lüge, dass ich angegeben hatte, im München zu leben. Wieder habe ich lange überlegt, was ich tun sollte, ihm alles zu
gestehen mit dem Risiko, dass dann alles aus sei oder es doch zu lassen, wie es war. Ich musste mich zwischen dem Spatz in der Hand und der
Taube auf dem Dach entscheiden, wie man sprichwörtlich so sagt.“ Jessica sah Martina fragend an: „Und für was hast Du Dich entschieden, für den
Spatz oder für die Taube“, fragte sie nach.
„Ich habe ihm eine ganz lange WhatsApp geschickt und ihm erklärt, dass und warum ich mit München gelogen hatte und zum Schluss habe ich ihm
mitgeteilt, wo ich wirklich wohne und dass wir uns deshalb auch mal treffen könnten, da wir gar nicht weit auseinander wohnen würden. Ich habe
die Nachricht abgeschickt und habe die Augen geschlossen und gedacht: Vermutlich ist jetzt alles aus. Und dann wartete ich gespannt auf die
Antwort, die aber nicht gleich kam.
Dann kam endlich die Antwort, ebenfalls eine ganz lange Nachricht. Er schrieb mir, dass er sehr enttäuscht sei und seine Gefühle erst einmal
sortieren müsse. Er sei in früheren Beziehungen so oft angelogen worden, dass er darüber erst mal nachdenken müsse. Ich schrieb ihm mehrere
Male, ob er mir nicht verzeihen könnte, ohne dass eine Antwort kam.
Am nächsten Morgen erhielt ich dann doch eine Nachricht von ihm, dass wir
uns treffen könnten, wenn er wieder im Lande sei. Er müsse noch ein Projekt vorbereiten und dann für einige Tage in die Türkei reisen. Ich hätte vor Glück jubeln können, als ich das gelesen hatte“, schloss Martina ihre Ausführungen und nahm wieder einen Schluck Kaffee zu sich.
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